- SAAR rutscht deutlich unter 3 Millionen Pkw
- Taktische Zulassungen stützen den Markt
- Transportermarkt orientiert sich an den Pkw
Taktische Zulassungen stützen den Markt – zumindest ein wenig
Der deutsche Pkw-Markt hat im März 3,9 Prozent an Volumen eingebüßt. Damit verlor der Markt im fünften Monat in Folge und endete auf einem Volumen von 254.974 Neuzulassungen. Der Markt schlittert damit immer weiter ins Minus, was besonders durch einen Blick auf den SAAR (Seasonally adjusted annual rate) deutlich wird. Der SAAR lag im März bei nur noch 2,60 Millionen Pkw und somit deutlich unter dem üblichen Jahresvolumen von rund 3 Millionen Pkw. Von den glorreichen Zeiten vor der Pandemie (ca. 3,3 Millionen Pkw-Neuzulassungen jährlich) sind wir deutlich entfernt. Es scheint sich ein neues Normal einzustellen.
Auch der Flottenmarkt lässt erneut stark Federn. Der Kanal verzeichnet den größten Volumenverlust mit -9.749 Pkw. Autovermieter und der Fahrzeughandel verlieren ebenfalls vierstellig (-2.812 & – 3.583 Pkw). Flotten verlieren mit -11,6 Prozent auch relativ am stärksten. Der Privatmarkt läuft schon etwas länger relativ schwach, dadurch ist man schon an das neue Normal gewöhnt und es kommt sogar ein kleiner Anstieg der Zahlen zustande (+0,5%). Die schwache Nachfrage in den lohnenden Kanälen wird derzeit durch taktische Zulassungen etwas ausgeglichen. Das geschieht vor allem aber durch Eigenzulassungen der Hersteller selbst. Somit stiegen die Zulassungen im Fahrzeugbau um ganze 32,6 Prozent und über 5.000 Pkw. Angestellte der OEMs können sich über neue Firmenwagen freuen.
Taktische Zulassungen helfen auch beim CO2
Laut KBA sind die CO2 Emissionen erneut gefallen und bilden somit eine positive Entwicklung ab. Das liegt vor allem am Hochlauf der Elektrifizierung, bei der sich doch etwas tut. Im März konnte an die starken Zahlen vom Februar angeknüpft werden und der Anteil an BEV + PHEV lag bei 27,3 Prozent. Vor allem Plug-Ins erfahren eine gesteigerte Beliebtheit. Sie wuchsen um ganze 66 Prozent, BEVs dagegen „nur“ um 35 Prozent. Im Privatmarkt geht es für die PHEVs sogar wie im Sturm nach oben, dort legten sie um 157 Prozent zu (vgl. BEV +24%).
Neben den Privatkunden wird die Elektrifizierung aber auch von den Herstellern selbst stark befeuert. Im Fahrzeugbau stiegen die Plug-Ins um 58 Prozent und bei Elektro sogar um 106 Prozent. Sie nutzen also gleich zwei Effekte: die eigene Bilanz etwas aufhübschen und gleichzeitig die Flottenemissionen runterschrauben. Insgesamt kamen so alleine durch den Fahrzeugbau rund 3.000 zusätzliche E-Autos in den Markt. Zum Vergleich: Der Gesamtmarkt verlor um rund 10.000 Fahrzeuge. Insgesamt kommen die Kanäle der Sondereinflüsse, zu denen der Fahrzeugbau gehört, auf einen Marktanteil von 37,4 Prozent. 2023 lag der mittlere Marktanteil noch bei 32,9 Prozent, 2024 bei 35,1 Prozent. Die Entwicklung zeigt deutlich, dass der Markt aktuell stark zu kämpfen hat und taktische Zulassungen wieder vermehrt notwendig sind.
Privatmarkt und Fahrzeugbau stützen Transportermarkt
Der Transportermarkt orientiert sich im März stärker an den Pkw als üblich. Auch hier konnten der Privatmarkt (+13%) und der Fahrzeugbau zulegen. Der Fahrzeugbau sogar sehr deutlich mit +55%.
Auch hier scheint es also deutliche Sondereffekte und taktische Zulassungen seitens der Hersteller zu geben. Flotten, Vermieter und der Fahrzeughandel lassen allesamt Federn (-8%, -23% & – 23%). Bei den Kraftstoffen tut sich ein wenig in Richtung Elektrifizierung. E-Transporter legten um 40 Prozent zu während Benziner und Diesel um 10% und 11% verloren. Der Anteil an E-Transportern bleibt mit 7 Prozent aber weiterhin eher gering.
Statement:
Julian Litzinger, Automotive Analyst
„Im März hat sich die Krise im deutschen Pkw-Markt noch einmal verschärft. Aktuell sieht es danach aus, dass man sich auf ein „Neues Normal“ einstellen müsste und die glorreichen Zeiten vorbei sind. Auch die Entwicklung der Marktsegmente deutet in die Richtung, sodass wir erneut taktische Zulassungen seitens der Hersteller sehen.“