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15 Millionen Elektrofahrzeuge bis 2030 – Machbares Ziel oder unrealistische Wunschvorstellung

Frankfurt, 29.11.21

 Der am letzten Donnerstag vorgestellte Koalitionsvertrag sieht vor, bis 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge (BEV) auf deutschen Straßen zu haben. Allerdings sollen die bisher mitgezählten Plug-In Hybride (PHEV) in dieser Rechnung nicht mehr enthalten sein, was die Aufgabe zusätzlich erschwert. Mit Hilfe von Marktzahlen und interaktiven Dashboards gehen wir der Machbarkeit dieses ambitionierten Ziels auf den Grund.

 

1,77 Millionen BEVs pro Jahr

Am 1.1.2021 zählte das Kraftfahrtbundesamt 314.094 zugelassene Elektrofahrzeuge (BEV) in Deutschland. Aktuell ist der Absatz von BEVs und PHEVs so stark wie noch nie. Wurden vor zehn Jahren gerade einmal 2.400 BEVs zugelassen, sprechen wir mittlerweile schon über mehr als das 100-fache. Inklusive Oktober wurden 2021 weitere 267.653 BEVs zugelassen.

 

Sind all diese Fahrzeuge im Markt geblieben, haben wir aktuell knapp über 600.000 BEVs im Bestand. Somit fehlen noch 14,4 Mio. BEVs die in den nächsten acht Jahren und zwei Monaten zusätzlich zugelassen werden müssen. Pro Jahr entspricht das einem durchschnittlichen Volumen von 1,77 Mio. Fahrzeugen beziehungsweise 50 bis 60 Prozent der Neuzulassungen. Ist es also machbar, die Zulassungen der BEVs so stark ansteigen zu lassen?

Die Dataforce Prognose liegt deutlich unter dem Zielwert

Im Rahmen der Neuzulassungs-Prognose analysiert Dataforce die wichtigsten Märkte Europas und ermittelt, wie viele Neuzulassungen in den nächsten fünf Jahren auf die einzelnen Antriebsarten und Marktsegmente (Private, Flottenmarkt, Vermieter, Händler & Hersteller) entfallen werden. Schaut man sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen diese Prognose an, ist das Ziel eher unrealistisch, selbst wenn sich die Förderung stärker von PHEVs zu BEVs verlagert. Momentan kalkuliert Dataforce bis 2030 nur mit knapp 9 Mio. neu zugelassenen BEVs. Doch um einen Bestand von 15 Millionen zu erreichen, werden sogar noch mehr Neuzulassungen benötigt, weil im Laufe der Zeit immer einige Fahrzeuge exportiert oder verschrottet werden.

 

So steigern andere Länder den Elektroanteil

Um dieses Ziel doch noch zu erreichen, muss der Anteil der BEVs schnell steigen, und die Verkäufe anderer Antriebsarten sinken. Das lässt sich nur mit zusätzlichen Anreizen und Änderungen der Rahmenbedingungen schaffen. Hier nutzen unsere Nachbarländer einige Optionen, die es in Deutschland so bisher nicht gibt.

 

Norwegen hat in Europa den mit Abstand höchsten BEV-Anteil. Hierfür werden aber auch bis zu 20.000 Euro Förderung pro Fahrzeug aufgewendet. Unter anderem sind Stromer komplett von der Mehrwertsteuer befreit.

 

In Frankreich, den Niederlanden und in UK gibt es dagegen unterschiedlich ausgestaltete Bonus-Malus Systeme. Zu der Förderung für BEVs kommen also zusätzliche Steuern für größere Autos mit hohem CO2-Ausstoß. Insgesamt steigt so der finanzielle Anreiz für BEVs, ohne dass die Fördersummen ein zu großes Loch in den Haushalt reißen.

 

Auch ein klar kommuniziertes Verkaufsende hat eine deutliche Signalwirkung. Während deutsche Autokäufer noch immer zweifeln, ob sich Elektroautos durchsetzen werden, sind sich die Briten dessen schon sicher. Dadurch beschäftigen sich die Käufer intensiver mit dem Thema und prüfen, schon jetzt, ob ein BEV für sie in Frage kommt.

 

Bei allen finanziellen Anreizen und Verboten darf natürlich auch die Ladeinfrastruktur nicht außer Acht gelassen werden. Im Verhältnis zum gesamten Fahrzeugbestand gibt es in den Niederlanden aktuell 8,3-mal so viele öffentliche Ladepunkte wie in Deutschland. Das Vereinigte Königreich fördert Schnelladestationen über einen 50-prozentigen Investitionszuschuss. Zudem muss ab nächstem Jahr jedes neu geplante Wohnhaus oder Bürogebäude seine Parkplätze mit einer Wallbox ausstatten.

 

Die Ziele des Koalitionsvertrags sind sehr ambitioniert, doch wenn sich Deutschland von seinen Nachbarn ein paar Dinge abschaut, lässt sich der Hochlauf der Elektromobilität weiter beschleunigen.

Publikation nur unter Bekanntgabe der Quelle.

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