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Anti-Dieselstimmung zeigt Wirkung

Frankfurt, 27.03.18

Rund drei Viertel aller Fuhrparkmanger bewerten das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu Fahrverboten als „gar nicht gut“. Interview mit dem Dataforce-Marktanalysten Benjamin Kibies über die Ergebnisse der Dieselumfrage unter Fuhrparkleitern.

 

Frage: Welches Ergebnis der Umfrage hat Sie überrascht?

Benjamin Kibies: Zunächst einmal habe ich mich über die gute Resonanz auf die Umfrage gefreut – schon am ersten Tag haben sich über 100 Fuhrparkleiter beteiligt! Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben! Inhaltlich war Vieles aufgrund der Anti-Diesel Stimmung zu erwarten. Überraschend war für mich aber, dass außerhalb der Fuhrparkverwaltung und der Dienstwagenfahrer doch recht viele erwarten oder erhoffen, dass das Urteil zu einem Umstieg auf umweltfreundlichere Technologien oder sogar auf öffentliche Verkehrsmittel führt.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass knapp 70 Prozent einen Rückgang der Neuzulassungen für Dieselfahrzeuge erwarten, obwohl die wahrscheinlich von den Verboten ausgeschlossen sind?

Benjamin Kibies: Die Fuhrparkmitarbeiter reagieren darauf, dass in der Bevölkerung, also unter den potentiellen Käufern gebrauchter Firmenwagen, eine Anti-Diesel-Stimmung herrscht, die durch das Urteil noch verstärkt wird. Wer sich nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, kennt in der Regel auch nicht den Unterschied zwischen Feinstaub und Stickoxiden oder den verschiedenen Abgasnormen.

Wahrscheinlich befürchten viele auch, dass die explizite Ausnahme für Euro-6-Modelle später aufgehoben wird. Das glaube ich allerdings nicht. Durch die Umrüstung von Euro-5 Dieseln und die normale Erneuerung des Pkw-Bestands sowie weiterer Anstrengungen in den Städten werden die NOx Belastungen mit Beginn der 2020er Jahre stark sinken – das Thema erledigt sich damit von selbst. Das Ganze ließe sich noch beschleunigen, wenn die Hersteller die Einführung von Euro-6-Dieseln vorziehen, die flächendeckend erst ab September 2019 vorgeschrieben ist. BMW, Mercedes, die PSA Marken und Volvo haben schon jetzt eine ganze Reihe von Modellen auf dem Markt.

Die potenziellen Verbote werden nur als geringer Impuls zum Umstieg auf umweltverträgliche Mobilitätsvarianten gesehen. Woran liegt’s?

Benjamin Kibies: Die Schwierigkeiten beim Umstieg auf Elektromobilität werden durch ein Diesel-Fahrverbot ja nicht gelöst, an einen flächendeckenden Umstieg auf Erdgas glaube ich nicht mehr. Viele  Autokäufer werden also von Diesel auf Benzin umsteigen. Das verbessert zwar das Stickoxidproblem, wird aber zu einem höheren CO2-Ausstoß und unter Umständen sogar zu mehr Feinstaub führen, weil das bei Benzinern noch nicht so streng reglementiert ist wie bei Dieseln. Unter Strich ist daher der Nutzen für die Umwelt zweifelhaft.

Gibt es Unterschiede zwischen den Teilnehmern?

Benjamin Kibies: Die gibt es tatsächlich. Wer keinen Dienstwagen fährt und auch sonst keinen speziellen Bezug zur Autoindustrie hat, erwartete wesentlich eher einen Umstieg auf umweltverträgliche Mobilität, sei es neue Antriebstechnologien oder Bus und Bahn. Wir haben das nicht explizit abgefragt, aber ich vermute, dass diese Personengruppe eher Möglichkeiten zum Wechsel hat – unter den Dienstwagenfahrern bleibt die Bereitschaft notgedrungen kleiner.

Herr Kibies, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Publikation nur unter Bekanntgabe der Quelle.

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