Bei aller Euphorie, ein genauer Blick auf die Vertriebskanäle lohnt sich
Es ist kein Geheimnis, dass die aktuelle Marktsituation das genaue Gegenteil der Jahre zuvor ist. Der Markt hat sich gedreht, es sind genügend Fahrzeuge produzierbar und die Nachfrage bestimmt wieder das Marktvolumen. Durch die deutlich gestiegenen Lebenshaltungskosten sind Pkw-Käufe nicht mehr die oberste Priorität bei Kunden und die Nachfrage sank spürbar ab. Zusammen mit dem nun abgearbeiteten Auftragsbestand, welcher sich über die Corona-Zeit angestaut hatte, ist der Markt unter Druck.
Dadurch sind Hersteller nun gezwungen, wieder mehr auf Rabatte für Privatkunden zu setzen, um ihre Absatzziele zu erreichen. Besonders im Privatmarkt häufen sich die Promotions. In Folge stiegen im Juni die privaten Neuzulassungen um 10 Prozent an, kumuliert stieg der Privatmarkt um 5 Prozent. Im Juni sorgten außerdem vor allem Zulassungen im Fahrzeughandel für den starken Marktanstieg (+41 %). Neben direkten Rabatten für Tageszulassungen hatte der Anstieg aber auch einen zweiten Grund.
Durch die im Juli wirksam werdende EU-Vorgabe für Neufahrzeuge, den aktualisierten Cybersecurity Vorgaben zu entsprechen, laufen einige Fahrzeugmodelle aus. All jene Modelle können aber noch verkauft werden, sofern sie vor Inkrafttreten der Vorgabe zugelassen werden und landen somit bei den Händlern auf dem Hof.
Für einen ansonsten schwächelnden Markt sprechen die Rückgänge im Relevanten Flottenmarkt, der im Juni 11 Prozent verlor und kumuliert 2 Prozent einbüßt. Autovermieter stiegen um 8 Prozent (kumuliert +13 %), der Fahrzeugbau verlor knapp mit minus 3 Prozent (kumuliert +4 %).
Viele Verbrenner bei den Händlern, Elektro-Comeback im Privatmarkt
Von der EU-Regulierung betroffene Fahrzeuge sind vor allem Verbrennermodelle wie der Fiat 500, welche lange Zeit auf dem Markt sind. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass im Händlerkanal Benziner und Diesel massiv gewachsen sind (+57 % und +46 %). Im Privatmarkt ist die lange Durststrecke der BEVs endlich vorbei. Nach 7 Monaten mit Verlusten in Folge wuchs der Kanal erstmals wieder um 2 Prozent. Grund dafür werden mit Sicherheit starke Rabattierungen der Hersteller sein, welche wie im Falle von VW eigene Umweltprämien anbieten. Durch den Anstieg belief sich der Marktanteil von Elektro wieder auf 20 Prozent, was wir dieses Jahr noch nicht gesehen hatten.
Im Relevanten Flottenmarkt erholt sich die Elektronachfrage dagegen nur langsam. Mit 16 Prozent wurde zwar auch hier der bisher höchste Marktanteil in diesem Jahr erreicht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fielen im Juni die Neuzulassungen jedoch um 34 Prozent, was aber auch an den starken Vorjahreswerten liegt, da zum selbigen Zeitpunkt noch viele Fahrzeuge vor Ablauf der staatlichen Kaufprämie in den Markt gespült wurden.
Auch im Transportermarkt greift die EU-Vorgabe