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Fuhrpark – quo vadis?

Frankfurt, 28.01.19

In den letzten Jahren brummte die Konjunktur – auch die Autoindustrie konnte trotz Diesel-Krise nicht klagen. Doch die wirtschaftliche Lage verändert sich. Was kommt 2019 auf die Branche zu? Dataforce-Experte Benjamin Kibies wirft einen Blick in die Glaskugel.

Was sind die Topthemen für Fuhrparks im kommenden Jahr?

Im Unterschied zu den vergangenen Jahren sind die Unsicherheiten größer geworden. Ich sehe drei wesentliche Bereiche im Fokus: Abgaswerte, Antriebsarten und die Digitalisierung beziehungsweise Elektrifizierung.

2018 waren die Auswirkungen aus dem Diesel-Skandal ein stets präsentes Thema. Zeigen sich Konsequenzen?

Bislang war bei einem Firmenwagen klar, das wird ein Diesel. Das ist nun definitiv anders. Jetzt wird stärker differenziert: Wie wird das Fahrzeug eingesetzt, welche Fahrprofile stehen dahinter und entsprechend wird die passende Kraftstoffart gewählt. Manche Hersteller gehen auf dieses veränderte Verhalten ein und geben Leitfaden zur Kraftstoffwahl heraus.

Zeigt sich das auch in rückläufigen Zahlen für Dieselfahrzeuge im Fuhrpark?

Der Dieselanteil in Flotten ging in den letzten beiden Jahren sehr deutlich zurück – auch wenn es noch immer die meist gewählte Kraftstoffart ist. Lange lag der Anteil bei den Flotten bei 75 Prozent. 2018 sank er knapp unter 60 Prozent. Zum Jahresende zeichnete sich eine Stabilisierung ab, denn es kommen immer mehr saubere Diesel auf den Markt. Mancher Hersteller hat die Euro 6c-Norm übersprungen und bietet nun die Euro 6d-Norm an, die die geforderten Emissionsgrenzwerte im realen Fahrbetrieb einhält. Damit werden die Sorgen im Hinblick auf Restwerte auch deutlich kleiner.

Damit einher gehen die Verschärfungen der Grenzwerte für Feinstaub und Schadstoffe wie Stickoxide. 2019 werden die tolerierten Höchstmengen weiter sinken. Sind die Hersteller gerüstet? Auf was müssen sich Flottenmanager einstellen?

2018 waren die Hersteller wenig vorbereitet. Das wird sich 2019 nicht wiederholen. Jetzt ist der zeitliche Vorlauf größer, die Hersteller sind früher informiert. Allerdings wird es ein hoher Aufwand, die Grenzwerte für alle Fahrzeuge auf der Straße testen zu müssen. Das wird für die Hersteller eine Herausforderung. Der Stichtag für die verschärften Grenzwerte ist der 1. September. Fuhrparkleiter sollten deshalb vor einem Kauf präzise auf den Zulassungstag achten.

Ob CO2 oder Diesel-Norm – eine Lösung wären alternative Antriebsarten. Wie interessant sind die Optionen für Flotten 2019?

Das ist nach wie vor noch kein großes Thema. Die Flottenmanager sind eher skeptisch und wollen noch von der Alltagstauglichkeit überzeugt werden.

Das gilt auch für die Elektro- oder Hybrid-Antriebe?

Grundsätzlich ja. Was wir dieses Jahr sehr stark sehen werden, sind die Mild-Hybride. Das heißt, in fast jedem neuen Modell, das dieses Jahr herauskommt, wird eine kleine Elektrifizierung verbaut sein. Das kann beispielsweise eine elektrische Motorunterstützung sein, ohne dass das Fahrzeug dadurch im Elektromodus fährt. Diese Teil-Elektrifizierung ist im Hinblick auf die CO2-Ziele relevant. Zulieferer bieten diese Bausteine an, die jeder Hersteller einkaufen kann.

Wie sieht es mit E-Fahrzeugen beziehungsweise Hybride 2019 aus. Werden sie den Durchbruch schaffen?

Ich denke nein, aber ein bisschen was bewegt sich sicherlich. Praxisrelevant wird das angekündigte Model 3 von Tesla werden. Das ist preislich mit rund 60.000 Euro zwar noch recht hoch angesetzt, doch es wird ein Türöffner sein, da es die benötigte Reichweite mitbringt. Ich gehe davon aus, dass Tesla Angebote entwickeln wird, die sich einem Mittelklassewagen annähern.

Neben der Reichweite bedarf es einer guten Infrastruktur. Ist eine Verbesserung in Sicht?

Die Infrastruktur in Deutschland ist schwierig. Es ist deutlich einfacher, im Ausland Strom zu tanken. Mittlerweile sind sogar einige Hersteller selbst aktiv und bauen Ladesäulen. Aber das kann nicht die Lösung sein, dass Hersteller Ladesäulenbetreiber werden.

Was kann im Fuhrpark das Interesse an E-Fahrzeugen fördern?

Der geldwerte Vorteil der privaten Nutzung eines Dienstwagens wird pauschal mit einem Prozent des Bruttolistenpreises pro Monat besteuert. Seit 1. Januar 2019 ist dieser Satz für E-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride auf 0,5 Prozent gesenkt  – das ist ein Steuersparmodell und ein Anreiz. Dabei wird es für Fuhrparkleiter eine Herausforderung, die Mitarbeiter dazu zu bringen, die Plug-in-Hybride auch regelmäßig aufzuladen. Es muss auch eine einfache Regelung gefunden werden, wie das Laden zuhause mit der Firma abgerechnet werden kann, ansonsten ist es für Fahrer bequemer, die Tankkarte zu nutzen.

Es wächst eine junge Führungskräftegeneration heran, die als weniger autoaffin gilt. Macht sich das in der Wahl der Fahrzeuge im Fuhrpark bemerkbar?

Schön wäre es. Im Moment bleibt es dabei, dass PS-starke Fahrzeuge favorisiert werden, vor allem SUVs. Das gilt privat wie in der Flotte. Argumente wie Klimaschutz oder als Städter kein Auto zu benötigen, sind nicht ausschlaggebend. Anders wäre es, wenn die Kraftstoffkosten zu hoch werden.

Die Digitalisierung hat vor Fahrzeugen nicht halt gemacht. Nutzen Flotten die damit verbundenen Optionen?

Die technischen Möglichkeiten sind heute schon sehr weit fortgeschritten. Genutzt wird jedoch nur ein Bruchteil. Es gibt beispielsweise gute Fahrtenbuch-Apps. Das lohnt sich für Fahrer, da sie dadurch nicht unter die 1-Prozent-Regelung fallen. Doch diese Apps werden noch sehr wenig genutzt. Auch bei der Vernetzung gibt es Angebote, die ständig weiterentwickelt werden. Dennoch haben sie sich in der Praxis noch nicht etabliert. Wie die aktuelle Situation sich darstellt, wird unsere Dataforce Fuhrparkmanagementstudie zeigen, die im März herauskommt. Ich bin sehr gespannt, ob Digitalisierung und Automatisierung bei den Fuhrparkleitern jetzt stärker im Fokus stehen als beispielsweise noch im vergangenen Jahr.

An welche konkreten Beispiele in puncto Vernetzungen denken Sie?

Mich wundert beispielsweise, dass Fahrer mit einer Tankkarte heute noch aussteigen und an die Kasse gehen müssen, um zu bezahlen. In unserer Tankkartenstudie wird beispielsweise die Bezahlung direkt an der Zapfsäule lediglich als „nice to have“ bewertet. Es stehen andere Themen oben auf der Agenda.

Das heißt, die Vorteile des Datenmanagements werden nicht gesehen?

Richtig. Die größeren Flotten erkennen sie. Doch warum sollten nicht auch kleinere oder mittlere Fuhrparks die Vorteile nutzen und Daten per Knopfdruck im Überblick haben, statt Listen manuell zu führen?

Welche Themen werden 2019 Relevanz haben, die Mobilitätsmanager noch zu wenig beachten?

Die Hersteller bieten verstärkt Corporate Carsharing an und sehen das als Erweiterung ihres Geschäftsmodells. Das Angebot war bislang recht dünn, doch das ändert sich. Fuhrparkleiter nehmen den Nutzen noch nicht wahr. Ich bin sicher, das Thema wird kommen – sicherlich zunächst in den Ballungsgebieten.

Foto: © Elnur / adobe.stock.com

Benjamin Kibies

der Diplom-Volkswirt Benjamin Kibies arbeitet seit 2009 bei Dataforce, heute ist er als Senior Automotive Analyst zuständig für Prognosen und Analysen in Deutschland, Italien und UK. Im Rahmen des Produktmanagement kümmert sich Benjamin Kibies zudem um die Weiterentwicklung von Kraftstoff-, Kohlendioxid- und Modellinformationen.

Publikation nur unter Bekanntgabe der Quelle.

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